6. Okt. 2011 Lesezeit: 2 Min.

Amazon Kindle Fire und die Macht der Plattformen

Amazon kindle fire

Auf Exciting Commerce habe ich letzte über das vorgestellte Tablet Amazon Kindle Fire geschrieben und dort Vermutungen zur Preisstrategie von Amazon angestellt:

Der Preis dürfte neben der Verbindung mit Amazon und seinen Diensten dazu führen, dass das Kindle Fire das erste Tablet wird, das neben dem iPad erfolgreich sein wird. Das Kindle Fire ist so günstig, weil Amazon zum Teil den Hardware-Preis über zusätzliche Verkäufe von zum Beispiel Musik, Filmen und Büchern, alles in Form von Downloads, refinanzieren will. Zusätzlich ist es sehr wahrscheinlich, dass Amazon zur Etablierung des Kindle-Systems einen Verlust pro verkauften Geräts in Kauf nimmt. Eine Strategie, die man unter anderem von Spielekonsolenherstellern kennt. (Und die recht üblich für zweiseitige Märkte ist.)

Anscheinend verkaufen sie das Kindle Fire tatsächlich unter Kosten. isuppli:

A preliminary virtual estimate conducted by the IHS iSuppli Teardown Analysis Service places Kindle Fire’s bill of materials (BOM) cost at $191.65. With the addition of manufacturing expenses, the total cost to produce the Kindle Fire rises to $209.63.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass auf Amazon trotzdem die Top10-MP3s oft günstiger sind als in iTunes. Ich  schätze, dass es da zum einen um ausgewählte Inhalte geht und zum anderen Amazon nicht nur auf zusätzliche Einnahmen bei digitalen Gütern sondern auch bei physischen Gütern hofft.

Insgesamt scheint Amazon auf langfristigen Erfolg dank Aufbau von Marktanteilen zu setzen. Hoch sind die Margen auf jeden Fall nicht:

The margins for Kindle content are thin. Very thin. Apple runs its content business at break even though it transacts billions of items per month. The amount of content that needs to pass through the Kindle ecosystem (with lower prices than Apple charges) will need to be astronomical to make it profitable on the shortened cycle time the iPhone enjoys.

Man sollte aber nicht vergessen, dass das wohl der einzige zielführende Weg ist, sich erfolgreich Marktanteile zu sichern und eine Plattform aufzubauen, die in alle Richtungen profitabel sein kann. Amazon hat bereits geschafft, was kein anderer Hersteller von Android-Tablets vorher geschafft hat. Ein Tablet bauen, das die Leute auch wollen:

Das Potenzial dazu bestätigt nun ein Leak aus einer Datenbank von Amazon. Laut dem Leak wurden in den ersten 5 Tagen über 250.000 Exemplare des Kindle Fires verkauft.

Warum das weder Samsung noch Acer hinbekommen haben, ist relativ offensichtlich. Auf Exciting Commerce schrieb ich:

Bei Tablets geht es nicht (nur) um die Hardware, sondern auch um Plattformen. Es geht um das richtige Gesamtangebot aus Hardware und Zugängen zu Inhalten. Amazon ist das erste Unternehmen, das nach Apple hier alle Fäden in der Hand hält und sehr gekonnt nutzt.

Das wirft die Frage auf, was die Hardware-Hersteller dagegen unternehmen wollen. Und ob sie überhaupt etwas tun können. Und falls nicht, ob sie sich damit zufrieden geben werden, Zulieferer für Apple, Amazon und Co. zu sein.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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