Vic Gundotra, der für Google+ verantwortliche Manager, gegenüber TechCrunch:
The problem with allowing third-party apps to contribute content is that “if ranking is not good in the stream”, single apps could publish too many posts and push out authentic content from the people you follow. Gundotra said that “When Google opens an API, we want you to know we’re not going to revoke access.” Moderator Guy Kawasaki quipped that developers are used to rapidly changing APIs from Facebook, but Gundotra snapped back, “We hold ourselves to a higher standard”.
Auf der einen Seite kann man Google verstehen. Google hat sich mit Google Buzz, dem Google+-Vorgänger, auf vielerlei Arten verbrannt. Unter anderem wurde Google Buzz vorgeworfen, dass der Stream von automatischen Updates überschwemmt wurde.
Das will man für Google+ nicht. Was Google nicht erwähnt: Die Überflutung des Streams kommt nicht durch eine Read-/Write-API, sondern durch schlechtes Streamdesign. Wie Facebook und wie andere Plattformen mit Stream und APIs auch, muss Google+ einen Weg finden, wie es die Funktionalität anbieten kann, so dass die Nachteile die Vorteile überwiegen.
Denn nur mit Read/Write-API bekommt man eben eine blühende Plattform. Und last not least die Poweruser, die man auf einem teilöffentlichen Angebot, das auch von der Verbreitung von Inhalten lebt, dringend(!) benötigt. Genau die letzte Usergruppe verliert man ohne APIs, weil nur mit APIs effizientes Arbeiten, wozu auch Multihoming gehört, möglich wird.
Offensichtlich ist man bei Google aber noch nicht so weit.
Aber warum nicht zugeben, dass man nicht weiß, wie man das am besten implementiert oder, dass man findet, es sei noch zu früh? Stattdessen nutzt Google die Gelegenheit, auf Konkurrenten einzuhauen, die sehr viel erfolgreicher in dem selben Bereich sind.
Was wurde aus ‚release early, release often‘? Was wurde aus dem Google, das die ewige Beta für neue Produkte salonfähig gemacht hat? Was wurde aus der Erkenntnis, dass gute Produkte nicht vom Himmel fallen, sondern durch ständige Iteration entstehen, die gerade beim zahlenfixierten Google auch vom Userfeedback lebt?
„We hold ourselves to a higher standard.“
Der Google-Standard, wie man ihn aus der Wir-sind-offen-Argumentation bereits kennt: Doppelmoral, Arroganz und Bullshit, mit einer kräftigen Brise Unfähigkeit.
Martin Raißle says
Ich halte die Entscheidung auch für falsch, aber zu behaupten, Facebook hätte für ihren Stream eine vernünftige Lösung gefunden, halte ich auch für übertrieben. Ich bin inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr sagen kann, warum manche Dinge in meinem Stream auftauchen und manche nicht.
Marcel Weiss says
Ja, Facebook hat da auch noch Potential. Aber es zeigt, dass es geht. Angesichts der Masse der Inputsignale ist der Stream von Facebook noch ausgesprochen gut organisiert.
Martin Schreiber says
Ich habe auch eher das Gefühl, dass es bei Facebook nur funktioniert, weil ich selbst nicht mehr Herr darüber bin, was angezeigt wird und was nicht. Und ich würde beinah behaupten, das ist der höhere Standard von dem Google spricht. Herr seines Streams zu sein.
Wie weit dann da die Kompromisse reichen müssen, ist eine andere Frage, aber sich an Facebook zu orientieren, würde meinen Anspruch an Google+ zunichte machen, selbst zu entscheiden, welchen Stream ich vollständig verfolgen möchte.
Marcel Weiss says
Wenn mehr Kontrolle bedeutet, dass man die Anzahl der Inputsignale gering hält, erscheint mir das wie mehr Schein als Sein im Vergleich zu Alternativen.
Martin Schreiber says
Wenn die Alternative aber ist, Google lässt mehr Inputs zu und wählt dann mit einem unsichtbaren Algorithmus selbst aus, welche Informationen meine Augen sehen dürfen und welche nicht, dann wäre das für mich nur der Anschein eines guten Stream-Management.
Die Frage ist doch, soll ich oder Google/Facebook bestimmen, was ich in meinem Stream haben möchte. Und da würde ich klar sagen: Ich! Das ist bei Facebook nicht mehr gegeben.
Du hast aber Recht, die Alternative kann nicht sein, einfach nichts mehr zuzulassen, sondern eben einen Weg zu finden, wie mehr Inputs trotzdem noch möglich sind. Und dabei eben einen anderen Standard anzulegen, als das Facebook macht.
Und dann entscheidet wahrscheinlich der Blickwinkel, ob Google nun einfach einen hohen Standard verteidigen oder dem Konkurrenten einen Schlag mitgeben möchte.
Marcel Weiss says
Facebook bietet auch den herrkömmlichen zeitbasierten Feed. Google könnte auch mehrere Ansichten anbieten.
Henning says
Ich glaube angesichts der wieder mal aufflammenden 'G+ ist eine Geisterstadt'-Diskussionen wäre es genau der falsche Weg es Inhaltsproduzenten noch leichter zu machen ihren Content auch noch – neben Facebook, Twitter, etc. – bei G+ abzuladen und sich nicht weiter darum zu kümmern.
Für G+ ist es wichtiger exklusive oder mindestens engagierte Mitwirkende zu bekommen…..
Marcel Weiss says
Das Problem ist nur, dass die dank fehlender Tools immer weniger werden. Ich merke das an meiner eigenen Aktivität und daran, wie viele Reaktionen ich auf meine Einträge erhalte. Das geht gerade spürbar zurück.