Wie Mario Sixtus beschreibt, ist es relativ einfach, nach dem Referentenentwurf des Leistungsschutzrechts „verlagstypsich“ zu arbeiten und damit Anspruch auf eben jenes Recht zu erhalten:
Wir schnappen uns also für den Anfang ein WordPress-Blog und fünf Studenten als Erstbesetzung einer kleinen Content-Legebatterie. Den Studis geben wir den Auftrag, irgendwelche Texte, die als Information, Meinung oder Unterhaltung durchgehen, in unser Blog zu hacken. Damit dieser Job nicht zu anspruchsvoll wird, dürfen die Texte gerne zu einem guten Teil aus der Wikipedia kopiert werden, denn deren freie Lizenz erlaubt auch eine kommerzielle Nutzung. [..]
Um unserer kleinen Content-Schleuder einen „periodischen“ Output zu verschaffen, schalten wir die Texte jeden Tag zur gleichen Zeit frei, sagen wir um acht Uhr früh. Damit dürften wir sämtliche Bedingungen erfüllt haben, die das Leistungsschutzrecht fordert: Wir sind ein Verlag. Punkt. Ja, wir sind ein schlechter Verlag, für dessen Produkte sich kein Leser freiwillig interessieren wird, aber das Gesetz schützt eben auch die Arbeit von schlechten Verlagen.
Anschließend die Texte bei Google und co. einreichen und daraufhin die Suchmaschinen basierend auf dem Leistungsschutzrecht abkassieren. Profit.
Die Konsequenz:
Ja. Google und Co. werden natürlich so schnell wie möglich alle unsere Seiten aus dem Index kicken. Na und? Nichts und niemand hindern uns daran, dieses Spiel mit einer anderen Domain in einem anderen IP-Nummernblock zu wiederholen, notfalls jeden Tag.
In Deutschland könnte – einzigartig auf der Welt – eine ganz neue Web-Industrie entstehen, die noch sinnfreier ist als Content-Farmen aus SEO-Laboren oder Twitter-Spam: Suchmaschinen-Melkmaschinen oder auch Leistungsschutzrechtsreiter.
Für diese Konsequenz spielt es keine Rolle, wie sich die deutschen Presseverlage verhalten, nachdem sie ihr Recht bekommen haben. Sie schaffen über ihre Forderungen an die Politik eine rechtliche Situation, in der eine ganz neue Art Abzocke im Web geschaffen würde.
Diese Situation hätte zur Folge, dass Suchmaschinen, wie sie heute funktionieren, nicht mehr in Deutschland betrieben werden könnten.
Und wahrscheinlich würden findige Abzocker auch auf ähnliche Modelle für Twitter und Facebook kommen.
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