Über die nächsten Tage verteilt wird auf neunetz.com eine mehrteilige Artikelserie über die Theorie der Zweiseitigen Märkte erscheinen. Mit dieser recht jungen ökonomischen Theorie lassen sich neben Erfolg und Misserfolg von Einkaufszentren, Kreditkartensystemen und Spielkonsolen auch jene von Internet-Plattformen wie Facebook, Twitter und Appstores von iPhone, Android und co. erklären.
Anhand dieser Theorie werden in dieser Artikelserie Erfolgsfaktoren, Preisstrategien und strategische Herausforderungen für Plattformprovider und Appanbieter erörtert.
Besonders die sogenannte Appökonomie lässt sich mit den Zweiseitigen Märkten erkenntnisreich beleuchten.
Die Themen umfassen unter anderem:
- direkte und indirekte Netzwerkeffekte und ihre Auswirkungen,
- Multihoming allgemein und an konkreten Beispielen,
- Preisstrategien allgemein und an konkreten Beispielen,
- und warum ‚Freeconomics‘ und die Paid-Content-Debatte eng mit zweiseitigen Märkten verbunden sind.
Nach Abschluss der Serie wird man die Artikel gesammelt als kostenloses E-Book im PDF- und im EPUB-Format herunterladen können.
Ich werde außerdem auf der re-publica 2010 am 14. April (voraussichtlich um 14 Uhr) einen Vortrag zum Thema im Blauen Saal halten.
marcel weiss says
P.S.: Am Ende wird es auch eine kompakte kommentierte Literaturliste geben.
hannizkaos says
Auf die Schnelle habe ich nur die eine freie Quelle von Ralf Dewenter gefunden. Beim Überfliegen konnte ich leider nicht so recht feststellen, was innovativ an diesem Konzept ist?
Der zweiseitiger Markt am Beispiel Facebook:
Der primäre Nutzen der Plattform ist die kommunikative Interaktion der Mitglieder. Sie nutzen den Dienst kostenlos und somit leitet sich der theoretische Wert von Facebook klassisch aus Metcalfe's law ab (bzw. seiner realwirtschaftlichen Präzisierung). Dies erklärt logisch die Monopoltendenz, die Facebook auslöst: Wird es doch für seine Nutzer mit wachsender Größe immer »kostenintensiver« zu einer Alternative zu wechseln. Facebooks Dienstleistung muss sich als duales Gut refinanzieren: Es schafft ein kostenloses Angebot mit hohem Wert (und famoser Lock-In-Strategie gegen) für die Nutzer. Profite werden aber aus der Nachfrage der Werbetreibenden nach dem Netzwerk dieser Nutzer erwirtschaftet: Je größer, desto wertvoller für die Nutzer, desto interessanter für Werbung, desto profitabler für Facebook. Soweit so gut. Ergibt sich ein zweiseitiger Markt nun alleine durch einen zusätzlichen gleichgerichteten (!) Netzwerkeffekt? Je mehr Werbung, desto interessanter für den Nutzer, desto mehr… Der Kreis würde sich schließen.
Was im auffällt ist folgendes:
Die Realität ist doch genau andersherum: Der zweite Netzwerkeffekt ist gegensätzlich ausgerichtet: Je mehr Werbung, desto genervter der Nutzer, desto weniger Nutzer (wäre da nicht die famose Lock-in-Strategie), desto weniger Werbekunden, desto weniger Profit für facebook. Nach meinem Verständnis wäre dann aber ja genau die Bedingungen für einen zweiseitigen Markt nicht mehr gegeben?
Des weiteren ist die Übertragung des facebook-Beispiels auf Journalismus spannend: Im traditionellen Print (Minus Gratiszeitung etc.) haben wir tatsächlich zwei Märkte und nicht einen Markt: Der Rezipient zahlt einen Kaufpreis. Die Werber zahlen für knappe Anzeigenfläche. (Das klassische Modell der Querfinanzierung, subventionieren die Werbeeinnahmen doch den Kaufpreis und steigert die Attraktivität des Mediums mehr als die Werbung selber sie senkt).
Das Geschäftsmodell Online jedoch beruht nur noch auf einen Markt: Werbung. Und die ist nichtmal profitabel.
Ist der klassische Printmarkt nun ein zweiseitiger Markt, zwei zweiseitig?
Ich möchte nicht trollen, sondern bin sehr gespannt auf die kommenden Artikel!
marcel weiss says
Ich werde versuchen, vieles davon im ersten Artikel zu klären. Danke für den Kommentar! (Ja, Konsens in der Literatur ist, dass der klassische Printmarkt ein zweiseitiger Markt ist.)