Das Haus, in dem ich wohne und die angrenzenden Häuser auf Google Street View:
Heute ist Google Street View für 20 deutsche Städte gestartet. Und nun kann jeder die verpixelten Hausfassaden sehen. Ein Ergebnis einer grotesk hysterischen Debatte, die in den deutschen Medien im Sommer geführt wurde. Viele sind entsetzt:
Aber ich habe dabei unterschätzt, wie sehr die Straßenansichten durch die Verpixelung tatsächlich entstellt werden. Die eingetrübten Vier- und Vielecke, die einem alle paar Schritte die Sicht versperren, sind wie ein Schlag vor den Kopf.
Und natürlich ist die Verpixelung komplett sinnlos:
Da’s über Sight Walk keine Debatte im großartigen deutschen Qualitätsjournalismus und unter unseren sensationell kompetenten Volksvertretern gab, sind dort die Häuser natürlich unverpixelt zu sehen. Da hat sich der Aufwand ja gelohnt.
Ganz abgesehen von den weitaus aufschlussreicheren Satellitenbildern und Luftaufnahmen auf Bing Maps, Google Maps, Google Earth und Verwandten.
Wie ich bereits schon einmal schrieb: Wir sehen hier vor uns das digitale Denkmal der deutschen Angst.
Deutlicher, bildlicher und fassbarer, wird die tief verwurzelte, von Unverständnis, Hysterie und Vorurteilen genährte Angst vor Veränderungen nicht. Sie wird künftig jeden, der Street View verwendet, direkt anspringen. Die Masse an Widersprüchen und damit an verpixelten Häuserfassaden stellt sicher, dass dem kein Street-View-Nutzer entkommen kann.
Google hält uns mit seiner freiwilligen Einwilligung, Häuserfassaden zu verpixeln, den gesellschaftlichen Spiegel vor. Kein anderes Land auf der Welt, in dem es Street View und vergleichbare Angebote gibt, hat das eingefordert.
Google Street View wird von Google übrigens nach und nach mit der kostenlosen Navigationssoftware in Android-Geräten für eine bessere Navigation verknüpft.
Update: Wie zu erwarten, war: Kay Oberbeck von Google twittert: „Viele Nutzer bitten uns, dass ihre Häuser wieder in Street View ERKENNBAR gemacht werden sollen. Geht wg. Rohdaten-Löschung leider nicht..“ (via vowe) /Update
Fk says
Indeed, German Angst 2.0: http://alrightokee.de/verlierer/erst-verpixeln-wenn´s-weh-tut/
Ich finde die jetzt geschehene Verpixelung zwar wiederum nicht ganz so dramatisch (Jeff jarvis übetreibt bspw.), da ich fest glaube, dass sich die Wogen glätten, Vernunft Einzug erhalten und es kein zweites solches Beispiel für digitale Selbstexklusion geben wird.
Aber es tut schon weh, dieser Irrsinn.
Jannick says
warum ich nix gegen sightwalk habe? die bilder die ich da gesehen habe sind genau das was man sehen sollte, plätze die von touristen aufgesucht werden etc
warum sollte jeder jede straße auf der welt sehen, auch die kleinste hintergrundstraße? wenn man das will soll man da hin und sich da angucken!
meine meinung
und nur mal so: als die vorratsdatenspeicherung kam wollten alle das sie nicht kommt und kaum macht ne amerikanische firma sowas wird das von allen hochgejubelt? die internet community weiß nicht wo sie steht und sollte sich mal wieder neu orientieren…
Marcel Weiss says
Vorratsdatenspeicherung = private Daten
Street View = öffentliche Daten
Das ist ein ganz wesentlicher Unterschied. Beide sind nicht im Ansatz
vergleichbar.
Wie stehst Du denn zu Luft- und Satellitenaufnahmen?
Sven says
Besonders ärgerlich ist das wenn ein paranoider Mitbewohner aus dem selben Haus das eigene hat löschen lassen.
Marcel Weiss says
Das muss man mir nicht erzählen. ;)
Marcel Weiss says
Das muss man mir nicht erzählen. ;)
Jannick says
nun, sind sie doch, die daten werden gespeichert und erlauben einblicke in unser aller leben, was ich in meinem garten mache muss nicht jeder sehen und wenn es nur das oben ohne rasenmähen ist. dafür gibts dann eine 2m hohe hecke, die google leider überwindet, und da hört die öffentlichkeit auf,
wenn sich street view auf die wichtigen plätze beschränken würde hätte ich nix dagegen, aber welchen sinn hat es jede kleine fitzelstraße zu fotografieren? keinen, gar keinen.
dann brauch man es nicht machen.
luft und satellitenaufnahmen? insofern die qualität nicht so krass ist das ich in meinem hinterhof die mülltonnen erkennen kann gehts noch, luftaufnahmen flächendeckend im internet sind auch shice, wenn man sowas sehen will sollte man sich ne cessna mieten und rumfliegen…
ich bin 25 jahre alt und informatiker und ich sehe die eingriffe durch unternehmen wie google genau so schlimm an wie durch die regierung, scheinbar die netzcommunity jedoch nicht – gebt einem großen amerikanischen unternehmen ruhig alle daten, der deutsche staat sollte sie jedoch nicht haben – sry, aber da hört mein verständnis auf…
Jannick says
nun, sind sie doch, die daten werden gespeichert und erlauben einblicke in unser aller leben, was ich in meinem garten mache muss nicht jeder sehen und wenn es nur das oben ohne rasenmähen ist. dafür gibts dann eine 2m hohe hecke, die google leider überwindet, und da hört die öffentlichkeit auf,
wenn sich street view auf die wichtigen plätze beschränken würde hätte ich nix dagegen, aber welchen sinn hat es jede kleine fitzelstraße zu fotografieren? keinen, gar keinen.
dann brauch man es nicht machen.
luft und satellitenaufnahmen? insofern die qualität nicht so krass ist das ich in meinem hinterhof die mülltonnen erkennen kann gehts noch, luftaufnahmen flächendeckend im internet sind auch shice, wenn man sowas sehen will sollte man sich ne cessna mieten und rumfliegen…
ich bin 25 jahre alt und informatiker und ich sehe die eingriffe durch unternehmen wie google genau so schlimm an wie durch die regierung, scheinbar die netzcommunity jedoch nicht – gebt einem großen amerikanischen unternehmen ruhig alle daten, der deutsche staat sollte sie jedoch nicht haben – sry, aber da hört mein verständnis auf…
Armin says
@jannick:
„warum sollte jeder jede straße auf der welt sehen, auch die kleinste hintergrundstraße? wenn man das will soll man da hin und sich da angucken!“
Und wenn man das aus gesundheitlichen oder finanziellen Gruenden nicht mehr kann? Warum soll eine bettlaegerige alte Frau die in ihrer Kindheit mit ihren Eltern ausgewandert ist nicht virtuell die Strasse besuchen duerfen in der sie aufgewachsen ist? Vielleicht den inzwischen gross gewachsenen Baum sehen, den sie als Kind mit ihrem inzwischen lange toten Vater gepflanzt hat?
„welchen sinn hat es jede kleine fitzelstraße zu fotografieren? keinen, gar keinen“
Mein obiges Beispiel zeigt mir welchen Sinn dies z.B. haben kann. Und ja, ich weiss indirekt dass es Leute gibt die genau so etwas gerne machen bzw. machen wuerden. Ueber eine meiner Websites wo ich auch teilweise Bilder von abgelegeneren und weniger fotografierten Gegenden habe, habe ich schon mehrmals e-mails bekommen wo sich Leute dafuer bedankten dass sie so Orte ihrer Kindheit noch einmal „besuchen“ konnten. Die konnten aus verschiedenen Gruenden nicht mehr reisen und waren begeistert diese Orte noch einmal sehen zu koennen. Ich habe sogar Bitten bekommen doch einmal bestimmte Orte oder Plaetze zu fotografieren und zu zeigen.
Du mit Deinen 25 Jahren kannst vielleicht noch ueberall hinreisen, aber es gibt Millionen von Menschen die dies nicht (oder nicht mehr) koennen.
Miew says
Ich verstehe garnicht die Angst, die dahinter steckt. Was befürchten die Leute denn konkret, wenn sie wollen, dass ihre Fassade unkenntlich gemacht wird?
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man sowas missbrauchen könnte.
Michael B. says
Jetzt haben wir Angst. Unsere Haushälfte ist verpixelt weil der Eigentümer der anderen Haushälfte den Antrag gestellt hat. Dies natürlich ohne Absprache mit uns. Warum er das getan hat entzieht sich unserem Verständnis, da sich seine Haushälfte eh hinter einer meterhohen Hecke verbirgt. Wie auch immer. Wir sind dadurch weit und breit die einzigen verpixelten und dadurch erst interessant geworden. Jetzt kann man uns schöne Gründe unterstellen, wie folgendes Zitat aus N-TV:1) Hier wohnen Technikfeinde, denen auch Dampflokomotiven suspekt sind 2) Verfolgungswahn 3) Das Haus ist ungepflegt 4) Die Fassade ist voller Satellitenschüsseln 5) In den Gewerbeeinheiten sind dubiose Etablissements 6) Hier ist für Diebe richtig was zu holen.
Und gerade der letzte Grund macht uns Kummer. Wer gibt diesen nicht an Konsequenzen denkenden Pseudo-Datenschützern das Recht, Google zu nötigen, das original Datenmaterial zu zerstören, so dass ein Rückgängig unmöglich ist. Jetzt ist dieser „Zeigefinger“ für ewig auf uns gerichtet? Wir können es nicht fassen. Wir müssen an den Verstand aller zweifeln, die daran mitgewirkt haben. Dies kann nicht rechtsstaatlich sein. Armes Deutschland. Unsere Stimmen haben die entsprechenden Parteien bei der nächsten Wahl bereits verloren!
Stimpy Katz says
naja naja eig schon blöde debatte, weil es nur um meinungen geht und daher niemand so wirklich recht hat. jetzt die leute so abzuwatschen die ihr haus verpixeln find ich persönlich schon sehr dreist. wir haben unser haus zwar nicht verpixeln lassen, aber prinzipiell: warum sollte google unsere bilder nutzen dürfen? ich als privatperson muss schon sehr aufpassen, was ich von wem auf meine internetseite stelle und google soll das mal einfach so dürfen? warum, weil google ein großer konzern ist und viel geld verdien und ich nicht? da wirds schnell zur prinzipfrage. man darf nicht immer nur eine Seite sehen–denjenigen die im verpixeln das denkmal der angst sehen wollen, könnte man entgegnen, dass streetview nicht mehr als das denkmal für eine zunehmend pervertierte voyeuristische Gesellschaft ist(oder exhibitionistisch?)
und denjenigen die wegen ihrer „bösen“ nachbarn nicht zeigen können wie schön sie wohnen könnte man sagen „na dann eröffne doch ein profil für dein haus bei facebook, wenns dir so wichtig ist!“ daher finde ich niemand hat recht und jeder soll hier machen was er will.