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Netzwerkeffekte sind wichtiger als alles andere für den Erfolg von Webdiensten

9. Februar 2011 by Marcel Weiß 2 Comments

Sascha Lobo schreibt in einem lesenswerten Text auf Spiegel Online über die Bedeutung von Einfachheit und Verständlichkeit von Interfaces und die Bedeutung von UIs generell.

Das ewige Ziel der einfachstmöglichen Benutzbarkeit aller digitalen Dinge ist noch fern, denn die technologieformende Wirtschaft orientiert sich bisher zu wenig am Idioten.

Es ist richtig, dass Interfaces und User Experience generell in der Techwelt noch zu wenig wichtig genommen werden. Apple ist nicht zuletzt deswegen so erfolgreich, weil sie weit mehr als der Rest der Industrie auf die Gestaltung von User Interface (UI) und User Experience (UX) achten. (Siehe Quora für die Unterschiede zwischen den beiden Begriffen.)

Man kann die Bedeutung des Interfaces leicht unterschätzen. Sascha Lobo macht das selbst anhand des ersten iPhones:

Das erste iPhone von 2007 bestand aus zusammenmontierten Fehleinschätzungen, Unzulänglichkeiten und Zumutungen. Das Basismodell musste mit vier Gigabyte Speicherplatz auskommen – weniger als der erste iPod von 2001. Das schon zwei Jahre zuvor selbstverständliche UMTS hatte Apple ignoriert, genau wie die MMS, eine Videofunktion und benutzbares Bluetooth. Nicht einmal eigene Klingeltöne ließen sich installieren. Die brillante, weltverändernde Idee des neuen Bedienungskonzepts war zu Beginn eingesperrt in einen Käfig aus veralteten Bauteilen. Trotz dieser offensichtlichen Mängel fanden sich in den ersten drei Monaten anderthalb Millionen Käufer, die so die Idee am Leben hielten.

Das iPhone war das erste Smartphone, mit dem man tatsächlich mobil in’s Netz gehen konnte, ohne Kopfschmerzen zu bekommen. Das hat für den Erfolg ausgereicht. Alles andere war nebensächlich neben dieser Funktion.

Der Kommentar von Slashdot zum ersten iPod, der – ganz Nerd-Sicht – nur auf die Features schaut, und UI und UX ausblendet, ist mittlerweile legendär:

No wireless. Less space than a nomad. Lame.

Also: Ja, die Benutzbarkeit und die Verständlichkeit von Angeboten sind enorm wichtig. So wichtig, dass sie mehr oder weniger allein für den Erfolg verantwortlich sein können.

Netzwerkeffekte ftw

Aber: Im Zusammenspiel mit anderen Funktionen und Dynamiken ist es bei Webdiensten ganz und gar nicht so, dass allein das beste, weil einfachste und am wenigsten missverständliche, Interface über Erfolg und Misserfolg entscheidet.

Zwei Beispiele, die jeder nachvollziehen kann:

Erstes Beispiel:Twitter hatte von 2007 bis 2009 mit teilweise massiven Ausfällen zu kämpfen, die nicht nur regelmäßig auftraten sondern oft auch einen halben Tag oder länger anhalten konnten.

Trotzdem hat sich Twitter gegen Jaiku, Pownce und andere Konkurrenten behaupten können.

Der Grund: Netzwerkeffekte. Twitter hat relativ schnell relativ erfolgreich User (direkte Netzwerkeffekte) als auch Entwickler für die API (indirekte Netzwerkeffekte ) an Bord bekommen.

Deswegen sind die Leute auch in den Zeiten absurdester Ausfälle immer wieder zurück zu Twitter gekommen. Weil sie nur dort ihre eigenen Follower und Freunde, ihren dort aufgebauten Social Graph, vorfanden. Alles andere war wesentlich unwichtiger, sogar die Instabilität des Angebots und damit die Verfügbarkeit selbst.

Zweites Beispiel: Wer einzig auf die Verständlichkeit der Oberfläche schaut, kann seit 2007 Facebook anschauen und sagen, ‚Nee, das wird nix‘. Facebook war im Vergleich zu anderen Social Networks weitaus komplexer seit Einführung der Plattform 2007. Am besten konnte man das im direkten Vergleich mit dem Klon studiVZ beobachten. Trotzdem ist Facebook schneller gewachsen und hat inzwischen mehr oder weniger gewonnen. Warum?

Facebook hat zwar eine schwierig zu verstehende Oberfläche, aber die Benutzung der Site ist auf maximalen Nutzengewinn für die User angelegt. (Newsfeed statt Fotogallerien der Freunde abgrasen) Diese Stickyness untermauert den direkten Netzwerkeffekt auf Endnutzerseite. Aber das allein reicht nicht aus:

Indirekte Netzwerkeffekte sorgen für stabilere Systeme: Zusätzlich kommen die indirekten Netzwerkeffekte der Plattform hinzu. Wer es schafft, erfolgreich indirekte Netzwerkeffekte zu erzeugen, erhält damit ein stabileres System, als wenn der Erfolg nur auf direkten Netzwerkeffekten aufbaut.

Deshalb konnte Twitter auch dank seiner erfolgreichen API bestehen, wie ich bereits 2007 anmerkte. Selbst wenn nur eine Teilmenge der User die API nutzte, so war und sind diese Teilmenge die Poweruser und Multiplikatoren, die die Plattform wiederrum für den Rest attraktiv machen. Und diese User fanden diese Möglichkeiten nirgendwo anders vor. Friendster hatte nur den direkten Netzwerkeffekt auf Nutzerseite und hat deshalb dank ähnlicher Ausfälle der eigenen Site aufgrund zu schnellen Nutzerwachstums mittel- bis langfristig gegen MySpace und Facebook verloren. Direkte Netzwerkeffekte erzeugen nur instabilen Erfolg.

Das ist also auch der gleiche Grund, warum es bei den Social Networks bis zu Facebook und seiner Plattform eine durchaus feststellbare Fluktuation gab (Friendster, Bebo, MySpace etc.), Facebook aber langsam den Bereich dominiert und auch aller Voraussicht nach für mindestens die nächsten zehn Jahre dominierenwird:

Facebook hat es erfolgreich geschafft, eine Plattform mit starken direkten und indirekten Netzwerkeffekten aufzubauen. Bereits heute haben nicht nur mehr Endnutzer ein Interesse an Facebook (was nur ein Unterschied in Umfang zu vorherigen Netzwerken bedeutet), sondern auch sehr viel mehr Nutzergruppen als jemals an einem Social Network: App-Entwickler, Website-Betreiber mit Interesse an einfachen Login-Systemen und/oder Traffic etc. pp.

Deswegen wird Facebook nicht so schnell nach dem Aufstieg wieder verschwinden wie seinerzeit etwa Friendster. (Und deswegen ist der oft gebrachte Vergleich von Facebook mit Nightlife-Clubs und deren Vergänglichkeit kompletter Blödsinn.) Konkret: Facebook Connect und Facebooks Like-Buttons sind in weiten Teilen des Webs mittlerweile integriert. Diese Integrationen werden nicht wieder verschwinden, solang es viele Endnutzer gibt. Viele Enduser wiederrum ziehen einen Zusatznutzen aus Facebook, weil Facebook neben der Kommunikation mit dem eigenen Social Graph auch diese Funktionalitäten ermöglicht. (Und zwar in der Form und Verbreitung als einziges Social Network weltweit.)

Folge: Ein relativ stabiles System.

Netzwerkeffekte, besonders indirekte Netzwerkeffekte, werden noch immer erheblich unterschätzt. Eyeballs first bzw. Nutzerwachstum im Fordergrund und vor allem anderen ist deswegen durchaus eine sinnvolle Strategie, solang das Endgame des Betreibers eine Plattform bzw. also der Aufbau eines zweiseitigen Marktes ist. Dann hilft das Nutzerwachstum im Idealfall nämlich dem Aufbau eines erfolgreichen und nachhaltigen Angebots. Das ist die Quintessenz der Ökonomie von Webdiensten.

Zu glauben, dass ein Social Network mit einer besseren Oberfläche als Facebook gegen den Giganten allein deswegen eine Chance hätte, wäre also vollkommen illusorisch. Und somit relativiert sich auch wieder die Bedeutung des UI. Das Interface kann nur helfen, Nutzer zu halten, um so mehr Nutzer zu generieren – auf allen Seiten der Plattform. Es ist aber nicht unbedingt kriegsentscheidend.

Einfachheit und Verständlichkeit sind also nicht das Ziel der Anbieter von Webdiensten, das automatisch mit Erfolg gleichsetzbar ist, sondern eher das Mittel zum Ziel. Und dieses Ziel, das mit Erfolg gleichsetzbar ist, ist das Erzeugen von Netzwerkeffekten. Wer einmal eine solche positive Rückkopplung im System hat, kann sich viel erlauben. Auch ein suboptimales User Interface.

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Filed Under: Analysen, Facebook, Netzökonomie Tagged With: Facebook, Netzwerkeffekte, Top, twitter, UI

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Marcel Weiß, Jahrgang 1979, ist Gründer und Betreiber von neunetz.com. Kontaktaufnahme für potenzielle Zusammenarbeit bitte gern an marcel@neunetz.com.
Er ist Diplom-Kaufmann, lebt in Berlin und ist seit 2007 als Analyst der Internetwirtschaft aktiv. Er arbeitet als freier Strategy Analyst und ist Co-Host des Exchanges-Podcasts und weiterer Podcasts zur digitalen Wirtschaft. Er schreibt als freier Autor unter anderem für "Tagesspiegel Background: Digitalisierung & KI", und hält Vorträge zu den Treibern der digitalen Wirtschaft. Marcel Weiß berät Unternehmen auf der strategischen Ebene. Mehr zum Autor.
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  1. Geschäftsnetzwerke: LinkedIn wird zum Identitätsanbieter – Xing schaut zu » netzwertig.com sagt:
    10. Februar 2011 um 12:01 Uhr

    […] großen Vorteil darin, wenn soziale Netzwerke als Identitätsanbieter auftreten, beschreibt Marcel Weiss bei neunetz treffend am Beispiel von Facebook Connect: Facebook Connect und Facebooks Like-Buttons sind in weiten Teilen […]

  2. Medienlinktips KW6 » Lynyus|blog sagt:
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    […] – Marcel Weiß: Netzwerkeffekte sind wichtiger als alles andere für den Erfolg von Webdiensten Erstes Beispiel:Twitter hatte von 2007 bis 2009 mit teilweise massiven Ausfällen zu kämpfen, die […]

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